Der Weltlachtag kommt näher und das Interesse am Lachtelefon steigt auch stark an. Nach einem Interview, das ich der dpa gegeben habe, war ich mit dem Lachtelefon in vielen deutschen Zeitungen zu sehen (z.B. hier) und in einigen österreichischen. Im Anschluss haben wir sehr viele sehr schöne Anrufe bekommen und die Artikel haben wohl genau die Menschen erreicht, die sich wirklich darüber freuen, mit uns zu lachen. Ich freue mich über diese Resonanz.
Worüber ich etwas nachdenke ist, dass der Artikel wieder in Erklärungen über Humor mündet, es um Karikaturen und Corona-Witze geht. Und wie man Selbstbewusstsein aufbauen kann, indem man Dinge aufschreibt, die man gut gemacht hat. Das ist alles ganz wunderbar, aber es ist nicht das, was wir machen. Wir erzählen keine Witze und machen keine Karikaturen, weil wir nicht ÜBER etwas oder jemanden lachen. Wir lachen gemeinsam, ohne Grund. Es geht uns nicht darum, dass jemand Humor lernt. Das kann ein (sehr schöner) Nebeneffekt sein. Wir führen Lachen als gemeinsame Körperübung durch, unterstützt von Ansteckung, die beim Lachen passiert und unterstützt von Atemübungen. Lachübungen, die beim Lachyoga einen großen Raum einnehmen, machen wir am Lachtelefon eher selten. Es geht um das reine Lachen, gemeinsam und unterstützt mit dazu passender Atmung.
Nun scheint das aber so ungewöhnlich zu sein, dass sich in (fast) alle Artikel und Beiträge das „Lachen über“ hineinschleicht. Sei es ein Kommentar, dass Humor ja wichtig ist, sei es die Bemerkung, ob die Menschen nicht über uns lachen würden, statt mit uns. Hast du schonmal erlebt, wie das ist, zu lachen, ohne über etwas nachzudenken, so, dass das Zwerchfell tanzt, die Atmung sich vertieft, der Klang des gemeinsamen Lachens sich verbindet, einfach so? Ist das noch so unbekannt, so ungewöhnlich, dass immer ein Grund vorgeschoben werden muss? Es scheint mir so, als würden wir Pionierarbeit machen, immer noch, obwohl es Lachyoga schon seit 26 Jahren gibt und der Weltlachtag am ersten Sonntag im Mai zum 23. Mal gefeiert wird.
Ohne Grund gemeinsam lachen, ohne einen Witz, ohne Comedy, ohne Humor, ohne lustig zu sein, ohne etwas oder jemand anderen lächerlich zu finden. Gemeinsam in den Klang des Lachens eintauchen, und erleben, wie es etwas verändert, wie es die Stimmung hebt, wie es Kontakt ermöglicht, über den Hörer hinweg, wie es das Herz öffnet. Das machen wir beim Lachtelefon und ich freue mich, dass wir unseren Teil dazu beitragen können, es weniger ungewöhnlich zu machen. Es „normaler“ zu machen, es selbstverständlicher zu machen. Lachen, das Gemeinschaft ohne Ausgrenzung erschafft. Für mehr Gesundheit, für mehr Glück und für mehr Frieden.
Ich wünsche euch allen einen wunderschönen Weltlachtag und freu mich auf viele weitere heitere, klangvolle, vorsichtige, neugierige, herzliche, schüchterne, laute, leise, schöne Anrufe! Und noch viele Stunden Lachen ohne Grund, „einfach so“.
Gedanken-Text von Sandra